DMD VERSTEHEN
Was ist Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)?
DMD ist eine seltene, schwere und lebensbedrohende genetische Erkrankung. Sie betrifft vorwiegend Jungen (X-chromosomale Vererbung). Einer von 3.600 bis 6.000 neugeborenen Jungen erkranken. Rund 10 % der weiblichen Überträgerinnen können Symptome der Erkrankung aufweisen. In 30 % der Fälle gibt es keine familiäre Veranlagung.
Kinder mit DMD verlieren fortschreitend Muskelgewebe. Dabei tritt in der frühen Kindheit, beginnend im Alter von 2 bis 3 Jahren, eine Muskelschwäche in Erscheinung. Durch eine Veränderung in der Erbsubstanz fehlt das Muskelprotein Dystrophin, das zur Stabilität und Struktur von Muskelfasern beiträgt. Dies führt zu einem Mangel oder einer Schädigung des Dystrophin-Proteins. In der Folge wird nach und nach Muskel durch Fett- und Bindegewebe ersetzt.
Der Muskelverlust im Rahmen der DMD führt dazu, dass die Kinder Meilensteine ihrer motorischen Entwicklung, z. B. das Gehen, verspätet erreichen. Defizite in der Sprachentwicklung sind ebenfalls gut dokumentiert. Dem natürlichen Krankheitsverlauf entsprechend verlieren Kinder mit DMD ihre Gehfähigkeit und werden im frühen Teenager-Alter rollstuhlpflichtig. Im weiteren Verlauf werden zunehmend die Atem- und die Herzmuskulatur in Mitleidenschaft gezogen.
Bewegung, Lebensqualität, Gesundheit und Lebenserwartung können durch verschiedene Maßnahmen, wie einer außerklinischen Beatmungsmedizin, einer angemessenen medikamentösen Behandlung sowie orthopädischen Maßnahmen und Rehabilitation verbessert werden. Damit kann es möglich sein, das Überleben bis in das vierte Lebensjahrzehnt zu verlängern.
Durch Identifizierung der frühen Zeichen der Muskelschwäche sowie anderer Frühindikatoren und dann rasche Überweisung der Patienten an Spezialisten zur weiteren Diagnose und Behandlung kann dazu beigetragen werden, dass Jungen und junge Männer mit DMD ihre Chancen optimieren.
Dystrophin - Das Schlüsselprotein
Dystrophin dient als Stoßdämpfer oder Stabilisator der Muskeln. Ohne Dystrophin ist der Muskel verletzungsanfälliger. Im Verlauf der Zeit werden die verletzten Muskelzellen durch funktionsunfähiges Fett- und Bindegewebe ersetzt. Dies führt schrittweise zur Ausprägung der Symptome der DMD. Durch Schwächung der Beinmuskulatur geht die Gehfähigkeit allmählich verloren. Durch Schwächung der Rückenmuskulatur kann sich die Wirbelsäule verkrümmen (Skoliose genannt). In der späten Kindheit bis zum frühen Erwachsenenalter können die Muskeln im Oberkörper und den Armen schwächer werden. Auch die Atem- und Herzmuskulatur können im Verlauf der Erkrankung stark beeinträchtigt werden.
Die Baupläne für die Herstellung lebensnotwendiger Bausteine unseres Körpers (wie z. B. Proteine) liegen verschlüsselt in Genen in unserer Erbinformation, der DNA. In der DNA können Veränderungen (Mutationen) eintreten. Bei DMD führen Mutationen im Dystrophin-Gen zu einem Mangel an Dystrophin-Protein. Die zugrundeliegenden Mutationen fallen in zwei Kategorien: Am häufigsten sind "Große Mutationen". Hier gehen Teile des Dystrophin-Gens verloren (Deletionen) oder werden verdoppelt (Duplikationen). Seltener sind "Kleine Mutationen". Zu denen gehören die Nonsense-Mutationen, die fälschlicherweise die Anweisung zu einem vorzeitigen Stoppsignal geben.
Bei DMD, die durch eine Nonsense-Mutation (auch nmDMD genannt) bedingt ist, führt das vorzeitige Stoppsignal zu einem Abbruch der Produktion bevor das komplette Dystrophin-Protein gebildet wurde.